Es scheint sich um ein Zeitalter der Zahlen und Statistiken zu handeln. Kaum ein Gebiet, das vor statistisch erfassten verschont ist. Doch wie wahr sind Statistiken? Sind sie überhaupt eine verlässliches Instrument, um die Wirklichkeit abzubilden? Und, kann man mit Statistiken die Zukunft voraussagen?
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Zugegeben, die Statistik ist ein spannendes Gebiet der Mathematik. Aber gleichzeitig verbunden mit einer Interpretationswillkür, mit einer Anfälligkeit für Manipulationen. Die Aussagen von Statistiken sind richtig oder falsch, können gewollt oder ungewollt in die Irre führen. Daher auch der verbreitete Glaube, Statistiken seien überflüssig oder falsch. Viele Staaten strotzen vor Statistiken und ihre Jahrbücher, vor Rankings zwischen Gut und Böse. Viele glauben fest an Statistiken, die Politiker, Medien und Fachlaute den normalen Bürgern an den Kopf werfen.

Ganz so einfach ist es doch nicht. Statistik ist nichts anderes als ein Instrument, um Verbindungen zwischen Empirie und Theorie herzustellen, um nachzuprüfen, ob eine Sammlung von Daten aus bestimmten Zusammenhängen besteht. Zum Beispiel ein Zusammenhang herzustellen und wenigstens eine Theorie zu erhärten, ob Hinweise auf eine Zukunft möglich sind, die mehr als trendig sind. Letzteres ist ein Wunschtraum, weil ein Trend zum Besseren in sich zusammenfallen kann, und der Trend in Richtung Schlechteres umkehren kann.. Ein typisches Beispiel stammt aus der Corona-Krise: Nach der ersten Welle war man froh, dass alles überstanden sei. Und dann kam die zweite Welle. Schließlich ist die dritte Welle im Anmarsch.
Ein beliebtes Statistikinstrument basiert auf Umfragen. Politiker achten peinlichst genau auf ihre Umfragewerte. Wenn die Beliebtheit steigt, jubeln sie alle. Wenn die Werte sinken, schweigen sie lieber. Dabei sind Umfragewerte nicht wirklichkeitstreu. Zwar glauben glauben alle Politiker fest daran, was aber Humbug ist. Die Wirklichkeit ist– wenn überhaupt – nur gültig, wenn, die Eckdaten bekannt sind. Was ist von der Wirklichkeit zu halten, wenn sie nur aus kleinen Menge an Befragten besteht, wer die Befragten sind, welches Institut in wessen Auftrag handelt, wie die Fragestellungen lauten, zu welchem Zeitpunkt die Umfrage erfolgt. Und nicht zuletzt: Wie zuverlässig sind die Antworten? Wie launig sind sie?
Die fatale Note an Statistiken und Umfragen: Lässt die Entwicklung eine eine kurz‑, mittel- und langfristige Prognose der Zukunft voraussagen. Es gab eine Bundestagswahl, bei der Gerhard Schröder als eindeutiger Verlierer gehandelt. Die «Gewinnerparteien» feierten bereit. Um Mitternacht dann die Hiobsbotschaft: Gerhard Schröder von der SPD ist der Gewinner.
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Kürzlich erschien im Schweizer Forschungsmagazin «Horizonte» – fast versteckt – ein Artikel zum Thema Statistik: «Weniger Statistik, mehr Intuition!». Darin geht es dem Autor Edward Cartlidge um Verzerrungen in den verschiedensten Wissenschaftsgebieten: in der Medizin, bei Tierversuchen, in der Pharmaforschung usw. Das Fazit ist eigentlich, das viele Forschungsresultate auf Statistiken beruhen.
Dazu kommt, dass veröffentlichte Daten oft fragwürdig sind, denn häufig werden mit ausgeklügelten statistischen Methoden im Meer des Rauschens nur vermeintliche Signale aufgespürt.
«Horizonte», Schweizer Forschungsmagazin, Nr. 128, März 2021
Es gibt unzählige Beispiele. Die Medikamententauglichkeit fußt auf Versuchen an Mensch und Tier und der statistischen Zusammenfassung der Wirksamkeit. Sehr oft sind die Versuchsgruppen klein, und nicht selten die Wirksamkeit mehr als fragwürdig. Hier zu meine These: Es liegt nicht an der Statistik, sondern am Umgang der Spezialisten mit Statistiken. Was heißt, Statistiken haben, wie am Anfang vermutet, eine manchmal sehr begrenzte Aussagekraft.
Statistiken zu verdammen, ist eine Fehleinschätzung. Denn sie sind immerhin ein Instrument – richtig angewandt –, um Möglichkeiten abzuschätzen, ob es sich um Bausteine für eine wissenschaftliche Basis handelt. Bestes Beispiel sind die Statistiken infolge der Corona-Krise. Säulendiagramme, Sieben-Tage-Glättung, Kennzahlen usw. kennzeichnen alles diesbezügliche Statistiken. Andere Mittel hat niemand zur Hand, außer jene dumpfe Machtpolitiker und Verschwörungstheoretiker spiele die Krise herunter. Wenn nichts geschieht – erst recht nicht von selber – könnte die ganze Krise in eine Katastrophe enden.