Krisen, Aufregungen und Geschäftsmodelle sind nicht neu. Zahlreiche Beispiele bezeugen dies. Egal ob dort, wo Katastrophen und Kriege alltäglich sind, bei Rohstoff- und Lebensmittelknappheit. Oder wo Preise willkürlich neu justiert werden, obwohl es keinerlei Gründe gibt. Konsumenten sind dem ebenso ausgeliefert wie jene Gruppen, die daran rütteln könnten. Sind daran freie Marktkräfte schuld? Oder sind es Gier und kriminelle Energien, die Geschäfte wittern lassen?
Sie wollen Helden sein
Weiter wie bisher, wie es vor der Corona-Krise war? Kaum. Sogar in Wohlfahrtsstaaten, wie Deutschland, die Schweiz oder Frankreich, alles steht Kopf. Menschliche Schicksale, wirtschaftliche Nöte, Trauer um die Toten, Hoffnungen für die Überlebenden. Dazwischen ungefragte Ratschläge: Man könnte, man sollte, man müsste. Hochkonjunktur für Besserwisser. Leider auch die willkommene Gelegenheit für Verschwörer, mit Leugnungen und unhaltbaren Theorien lautstark auf die Straße gehen.

In der Krise macht der Staat zurzeit eine schlechte Figur. Politische Profilierungssucht – wie immer – zählt in Krisenzeiten. Machtpolitiker wittern ihre Chancen als Krisen-Manager, dem Volk etwas Gutes zu tun. Tun sie das? Also ehrlich, Politiker wissen nicht genau, was tun. Darum, weil sie weder Virenspezialisten sind noch mit Krisen in Wirklichkeit nicht umgehen können. Der politischen Klasse alles zuzuschieben, ist nicht fair. Der einzige Vorwurf ist höchstens, so zu tun als ob sie alles können. Sie können es nicht, weil sie auf dem Corona-Gebiet noch weniger als Laien bieten.
Virologen bestimmen die Welt
Einzige Rettungsanker für Politiker sind die Virologen, obwohl unter Fachleute nicht immer Einigkeit herrscht. Für Politiker, die regelmäßig auch gegensätzliche Meinungen vertreten, keine leichte Situation. Zum ersten Mal, dass in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg, haben Politiker nur die eine Wahl: Das durchzusetzen, was namhafte Virologen ihnen empfehlen – beziehungsweise vorschreiben.
Doch was sind die bittere Pillen dabei? Einerseits sind die durchgesetzten restriktiven Maßnahmen durchaus nicht verfassungs- und demokratiekonform. Andererseits stehen Regierungspolitiker einem wirtschaftlichen Desaster gegenüber – trotz versprochener, staatlicher Hilfeleistungen.
Der Hintergrund der Krise ist in diesem Umfang neuartig. Erstens liegt bei Corona-Virus noch vieles im dunklen: seine kurz‑, mittel- und langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit. Impfstoffe – im Schnellverfahren entwickelt – sind bezüglich Wirksamkeit und Nebenwirkungen nicht über alle Zweifel erhaben.
Zweitens weiß niemand so richtig, wann die Wirtschaft wieder richtig in Fahrt kommt. Zwar gibt es stattliche Staatshilfen, aber wenn es um staatliches Geld war die Wirtschaft auch ohne Corona nie verlegen. Und sind wir ehrlich: Viele kleine Firmen, Selbständigerwerbende oder die Kunstszene sind wirtschaftlich mehr als bedroht und gehen unter Umständen ganz leer aus.
Ein dritter Punkt: Durch die Corona-Krise hat der Staat ein fatales Geschenk bekommen, nämlich ein Übungsfeld ohne demokratische Regeln politisch etwas durchzusetzen. Es gelingt weitestgehend: Überwachung, Zurückverfolgung, hanebüchene Apps, jeder Corona-Test oder ‑Impfung liefert dem Staat umfassende Daten. Aber wie benehmen sich Machtpolitiker, wenn die Corona-Krise vorbei ist? Ein unbekannter Faktor. Was nehmen sie zurück? Welche Informationen bleiben für immer bei Staat? Schlägt die Staatsmach wieder mit Gewalt zurück, wenn Menschen mit zum Teil kuriosen Auffassungen demonstrieren? Darauf habe ich keine Antworten, höchstens Vermutungen und Befürchtungen. Aber das wären reine Spekulationen.